Mikroplastik in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten: Warum es ein Problem ist
Mikrokunststoffe in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten: was ist das Problem?
Der Wecker läutet und für die meisten Menschen geht es direkt ins Badezimmer: Duschen, Haare waschen, Zähne putzen, schminken. Für diese tägliche Routine nutzen wir eine Vielzahl von Pflegeprodukten, von Shampoo über die Zahnpasta bis hin zum Make-up.
Die Kosmetikbranche wird gerne als eine glitzernde, glamouröse Welt porträtiert. Sie hat jedoch, wenn es um die Verschmutzung unseres Planeten und der Weltmeere geht, eine hässliche Seite.
Wusstest du, dass Zero Waste Week, eine in Großbritannien gegründeten NGO, die Unternehmen und Individuen dabei unterstützt einen ressourcenschonenderen Lebensstil zu führen, in ihrer jährlichen Sensibilisierungskampagne von 129 Milliarden Verpackungseinheiten global berichtet, die jährlich von der Kosmetikindustrie produziert werden? Jedoch stellen nicht nur die Verpackungen unserer Shampoos, Cremen und Wimperntusche ein großes Problem für unsere Umwelt dar, sondern vor allem das, was in ihnen steckt, nämlich Mikroplastik.
Was ist Mikroplastik?
Als Mikroplastik oder Mikrokunststoff werden Plastikteilchen bezeichnet, deren Länge oder Durchmesser weniger als 5 mm beträgt. Oft sind die Partikel so klein, dass sie mit dem freien Auge nicht erkennbar sind.
- Primäres Mikroplastik - “umweltschädlich ab Werk”: Es wird bereits gebrauchsfertig in kleiner Größe hergestellt, hat primär die Funktion als kleiner Partikel eingesetzt zu werden. Es wird entweder zu größeren Plastikgegenständen zusammengeschmolzen oder kommt als sogenannte Mikrobeads (winzige Plastikperlen aus Polyethylen, die in Peeling, Zahnpasta und Duschgel als Schleifmittel verwendet werden), in der Kosmetikindustrie zum Einsatz kommen. (Greenpeace, 2017)
- Sekundäres Mikroplastik - “umweltschädlich durch Gebrauch”: Dieses entsteht durch die Abnutzung größerer Kunststoffgegenstände während des Gebrauchs (zB Mikrofasern die sich durch das Waschen aus der Kleidung lösen). Auch größerer Plastikteile, die sich mit der Zeit in kleinere Teile zersetzen (Plastikverpackungen die im Meer treiben) werden als sekundäres Mikroplastik bezeichnet. (Greenpeace, 2017)
Primäres Mikroplastik findet man nicht nur in so genannten „Rinse-off“ Produkten, wie Shampoos, Peelings, Duschgels oder Zahnpasten, sondern auch in jenen Produkten, die vorerst auf der Haut bleiben, den sogenannten “Leave-on” Produkten, wie Cremes, Make-up oder Lippenstiften. Auch diese Produkte werden jedoch zu einem späteren Zeitpunkt unweigerlich abgewaschen.
Die kleinen Plastikpartikel werden in der Kosmetikindustrie häufig kombiniert, um unterschiedlichste Funktionen zu erfüllen. Zum Beispiel dienen sie als Schleifmittel, Weichmacher, Bindemittel, Stabilisator, Feuchthaltemittel, Füllstoff oder Conditioner.
Tag für Tag werden also weltweit große Mengen an Körperpflege- und Kosmetikprodukten in die Abflüsse gespült. In Ländern mit modernen Kläranlagen sollten diese Partikel in teilweise sogar vierstufigen Verfahren aus dem Abwasser gefiltert werden. Theoretisch - denn laut einer Studie des Alfred-Wegener-Institutes (Institut) können diese Partikel nämlich nicht vollständig aus dem Wasser entfernt werden - sie sind schlicht und einfach zu klein.
Deshalb ist davon auszugehen, dass selbst bei den modernsten Anlagen, Plastik in die Umwelt freigesetzt wird. Jenes Plastik, das in der Kläranlage tatsächlich aus dem Abwasser gefiltert werden konnte, setzt sich im Klärschlamm ab. Dieser wird auf Deponien entsorgt, verbrannt, oder in der Landwirtschaft zur Düngung der Felder eingesetzt. Von dort aus gelangen die kleinen Partikel samt anderer im Schlamm abgelagerter Chemikalien wieder in die Umwelt und so in unsere Nahrungskette. Zusätzlich darf nicht vergessen werden, dass es Länder gibt, die nicht über moderne Abwasserbehandlungsanlagen verfügen. In diesen Ländern werden die Kosmetikartikel gängiger Marken jedoch auch verwendet und täglich in den Abfluss gespült oder im schlimmsten Fall sogar direkt in den lokalen Gewässern abgewaschen.
Wir sollten uns also dessen bewusst werden, dass die rund 8,3 Milliarden Tonnen an Plastik, die bis zum heutigen Tage produziert wurden, sich noch immer auf unserem Planeten befinden. In Mülldeponien, in der Luft, auf unseren Feldern oder im Meer…
Wie kann ich Mikroplastik vermeiden?
Ganz nach dem Motto: „Refuse, reduce, reuse and recycle!“ kann jeder einzelne einen Beitrag leisten. Wir müssen anfangen, unser Konsumverhalten selbstkritisch zu hinterfragen.
Was brauchen wir für unsere tägliche Hygiene wirklich? Seife, Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierer, Öl und eine Creme? Zu jedem der genannten Produkte gibt es „Zero-Waste“ oder zumindest plastikfreie Alternativen. Wir sollten darauf achten, ob wir etwas kaufen, weil das Design besonders ansprechend ist, oder weil wir es wirklich brauchen. Wenn gekauft wird, sollten wir tunlichst versuchen, unverpackte Produkte zu kaufen, um den Abfall zu reduzieren, wo er sich reduzieren lässt. Wenn es um die Inhaltsstoffe geht, so kann die App Codecheck sehr hilfreich sein.
KÖRPERPFLEGE OHNE MIKROPLASTIK?
Es gibt Unternehmen, wie zB Lush oder FIN i grana, die seit Jahren auf feste Haarseifen setzen. Lush hat auch vier feste Conditioner im Angebot.
Diese sind unverpackt und enthalten kein Mikroplastik. Auch bei Zahnpasten gibt es mittlerweile Boutique-Produzenten, die auf die Inhaltsstoffe achten und Mikroplastik aus der Tube verbannt haben.
Peelings sind sehr einfach selbst herzustellen. Ecofairy hat 3 einfache Rezepte auf ihrem Blog online gestellt. Wattepads gibt es aus Baumwolle, die einfach zu waschen sind und so jahrelang verwendet werden können.
MIT JEDEM PRODUKT, DAS WIR NICHT KAUFEN, TREFFEN WIR EINE ENTSCHEIDUNG ZUGUNSTEN DER UMWELT
Wir treffen mit jedem Kauf eine Wahl. Die getroffene Wahl ist ein klares Statement, wie wir zu unserer Umwelt stehen. Es ist wichtig, dass wir - selbst wenn wir keine perfekten Auswahlmöglichkeiten haben - jene Wahl treffen, die weniger schädlich für unsere Umwelt ist. Solange die Politik nicht aktiv primäres Mikroplastik in der Kosmetik verbietet, ist es unsere Aufgabe mit unserem Kaufverhalten, den Unternehmen klar zu zeigen, dass uns unsere Umwelt wichtig ist und dass wir den Kreislauf eines Plastikproduktes verstanden haben. Dieser fängt nämlich mit unserem Konsum an und hört mit unserer Nahrungsaufnahme auf.
Zur Autorin
Natascha Glanzer-Fürst ist Expertin für Klima- und Geschlechtergerechtigkeit. Nach dem Motto Action inspires Action macht sie sich für die Sichtbarkeit von Frauen und deren Potenzial für Wissenschaft, Umwelt und Gesellschaft stark. Sie segelte auf einem Forschungsschiff mit 13 anderen Frauen über den Atlantik, um Mikroplastik-Forschung zu betreiben.
Natascha tritt vehement für das Ende von Green- sowie Impact Washing auf und sagt, dass jetzt die Zeit für radikale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Politik sowie bedingungslose Transparenz ist.
https://drlhotka.com/blogs/news/die-wichtigsten-infos-uber-mikroplastik-in-kosmeti-und-korperpflege-von-natascha-glanzer-furst